Es blüht uns mehr!

Seit einem Beschluss aus dem Jahr 2002 werden viele öffentlichen Grünflächen in München extensiver gepflegt. Heißt übersetzt: Es wird zugunsten der Artenviefalt nicht mehr so oft und so flächendeckend gemäht wie früher. Auf diese Weise hat sich die Anzahl an Blumenwiesen im Stadtgebiet bis 2013 um mehr als ein Drittel auf 370 ha erhöht. Das sind grob gerechnet 165 Fußballfelder mit reichem Nektarangebot für Insekten.

Noch vor 15 Jahren wurde die Mehrheit der Wiesen im Münchner Stadtgebiet im Mulchmahdverfahren gemäht, d.h. in vergleichsweise kurzen Abständen, wobei der geringe Zuwachs als Mulch und nährstoffreiche Biomasse auf der Fläche liegen bleibt. Auf diese Weise wurde zwar Dünger gespart und die Grasnarbe blieb strapazierfähig, aber die Natur hatte auf den intensiv genutzen Erholungsflächen das Nachsehen. Wildflora war eine Seltenheit im Stadtbild und allenfalls auf Brachflächen und künftige Baugebiete beschränkt.

Seit einem Beschluss im Bauausschuss von 2014 tut sich aber etwas. Seitdem wurden Mulchmahd-Wiesen auf einer Fläche von 36 ha in Langgraswiesen umgewandelt (Quelle: Rathausumschau 209/2018). Außerdem werden diese seit 2017 in jedem Stadtbezirk streifenweise mit Wildblumen- und Kräutersaatgut geimpft. So geschehen mittlerweile auf etwa 30% aller städtischen Wiesen, wobei Straßenbegleitgrün, Vorrangflächen für Naturschutz, städtische Friedhöfe und städtische Ausgleichsflächen noch nicht eingerechnet sind. In Zeiten dramatischen Insektensterbens und Artenrückgangs allerorten sind das zwar nur kleine, aber für die Natur wertvolle Schritte. Gut, dass die Stadt München dazu ihren Beitrag leistet!

Ich freue mich im Übrigen auch darüber, wenn die Mäher auf den nach wie vor intensiv gemähten Flächen rund um Parkbäume kleine Saumkragen mit Brennnesseln und anderen Wildpflanzen stehen lassen. Beobachten kann man das z. B. im Hirschgarten. Wobei nicht erkennbar ist, ob das aus Artenschutzgründen geschieht oder die Mäher schlicht nicht so nah an die Bäume ranfahren können. In jedem Fall nützt es den Schmetterlingen: Für die Raupen vom Kleinen Fuchs und 36 anderen Falterarten (Quelle: Bundesamt für Naturschutz) sind Brennnesseln eine wichtige oder sogar die Hauptnahrungspflanze. Das sollte man bedenken, und sie nicht rigoros als lästiges Unkraut ausrupfen oder abmähen.

2017-08-24 18.58.08

Krautsäume rund um die Parkbäume im Hirschgarten