Wollrasen statt Rollrasen

Wenn ihr euren Rasen erneuern oder eine ganz neue Rasenfläche anlegen möchtet, gab es bisher zwei Möglichkeiten: Entweder ihr sät Rasensamen aus oder ihr verlegt einen Rollrasen. Die Saatmethode hat den Vorteil, dass Rasensamen vergleichsweise günstig sind, dafür muss man ein paar Wochen warten, bis die Saat sprießt und der Rasen genutzt werden kann. In der Zwischenzeit kann man nur hoffen, dass sich die Vögel zurückhalten und die Körner nicht aufpicken. Die Rollrasen-Methode hat den Vorteil, dass der Rasen beim Verlegen bereits eine dichte Grasnarbe hat. Er wird einfach wie ein Teppich in schmalen Streifen ausgerollt. Nachteil: Das Ganze ist teuer und die Rasenrollen sind verdammt schwer.  Außerdem muss auch ein Rollrasen erstmal anwachsen und darf deshalb möglichst zwei Wochen nicht betreten werden. Kürzlich habe ich eine dritte Möglichkeit entdeckt – und die vereint, wie ich finde, das Beste aus zwei Welten: den Wollrasen. Mit in Wollvlies eingebetteten Gräsersamen gelingt die Rasenanlage kinderleicht.

Nicht ausstreuen, sondern verlegen

Wer schon mal Saatbänder im Gemüsegarten verlegt hat, weiß, was ich meine. Karotten oder manche Kräutersamen z. B. sind so fein, dass es ein geübtes Händchen braucht, damit sie in regelmäßigen Abständen in der Saattrille landen. Deshalb werden sie vom Hersteller im richtigen Abstand in ein dünnes, biologisch abbaubares Vlies eingebettet, dass man dann nur noch auf dem Beet auslegen, mit etwas Erde bedecken und wässern muss. So ähnlich funktioniert das bei der Rasenanlage mit Wollvlies auch. Nur, dass das Vlies hier 1,20 m breit ist und einen hohen Anteil Schafwolle aufweist. Der Rest ist aus Viskose und frei von Mikroplastik. Die Rasensamen sind im Vlies so gleichmäßig verteilt, dass sie nach dem Keimen schnell einen dichten grünen Rasenflaum bilden. Unterstützt wird das Wachstum von beigemischtem Dünger – wobei die Wolle selber ja schon viel Stickstoff enthält, der den Gräsern als natürlicher Langzeitdünger zur Verfügung steht. Wenn die Gräser gut mit Nährstoffen versorgt sind, wachsen sie auch besser und bilden eine so dichte Grasnarbe, dass darin viel weniger Beikräuter auftreten. Dies ist zwar nur für Verfechter von Englischem Rasen wichtig, während ich selber mich über jedes Gänseblümchen im Rasen freue. Aber jedem das Seine …

wollrasen® easygreen® von GLAESER nutzt die Vorteile natürlicher Wollfasern

Vor Vogelfraß, Verwehen und Austrocknen geschützt

Was ich außerdem großartig finde, ist, dass das Saatgut in das Vlies eingebettet ist, sodass es von Vögeln nicht aufgepickt werden kann. Und, dass das Gemisch sich so mit Wasser vollsaugt, dass die Samen während der Keimungsphase nicht austrocknen. Ganz wichtig bei der Rasenanlage ist ja, und zwar bei allen drei Methoden, eine gleichmäßige Wasserversorgung. Und die ist bei der Rasenanlage mit dem Wollvlies durch den vollgesogenen Stoff gegeben.

Auch auf Böschungen erweist sich das Vlies als sehr praktisch. Denn während ein Sturzregen die Aussaat auf einem Hang in wenigen Minuten davonspülen kann, bleibt das Vlies an Ort und Stelle. Dafür sorgen die praktischen U-Nägel, mit denen man es im Boden feststeckt. Auch vor Windböen sind die Samen geschützt. Sie können aus dem Vlies nicht fortgeweht werden.

Die einzelnen Schritte zum perfekten Rasen

Ich beschreibe hier mal Step für Step, wie wir bei der Rasenanlage mit Wollvlies vorgegangen sind, um die Rasenfläche zu renovieren. Dankenswerterweise hat uns die Firma GLAESERgreen das Wollvlies für die Testfläche zur Verfügung gestellt. Als Zeitraum für die Aktion haben wir Ende April gewählt. Dann ist der Boden in der Regel schon warm genug, damit die Saat aufgeht. Im Durchschnitt sollte die Bodentemperatur dafür mindestens 9 °C betragen. Bis in den Sommer zu warten ist dagegen nicht empfehlenswert. Dann ist es oft zu heiß und zu trocken und die Samen keimen nicht. Günstig ist es dann erst wieder im Frühherbst.

Schritt 1

Der bisherige Rasenbereich in dem Reihenhausgarten ist stark durchwurzelt und uneben. Außerdem ist der Bereich links noch mit Steinen als Beet eingefasst. Das soll geändert werden. Als erstes werden alle Platten entfernt und der Beetbereich von Wildwuchs befreit.

Schritt 2

Da der Boden stark verdichtet ist, wird er zuerst wird mit der Bodenhacke aufgelockert.

Schritt 3

Grobe Steine und Pflanzenwurzeln werden ausgelesen.

Schritt 4

Der Boden wird mit dem Rechen gleichmäßig verteilt.

Schritt 5

Anschließend wird die Fläche mit einer Bodenwalze planiert.

Schritt 6, 7 und 8

Die erste Bahn des Wollrasens wird ausgelegt. Die Bahnen werden aufgerollt geliefert und sind vergleichsweise leicht. Auf einer Rolle befinden sich 10 Meter Wollvlies, das reicht insgesamt für eine Fläche von 12 qm.

Die nächste Bahn wird mit einer Überlappung von ca. 5 cm an die erste Bahn des Wollrasens angeschlossen. und so weiter bis die ganze Fläche mit Vlies bedeckt ist.

Das Wollrasen-Vlies kann mit einer normalen Haushaltsschere in jede beliebige Form geschnitten und so dem Randbereich angepasst werden.

Schritt 9 und 10

Das Wollvlies wird abschließend ca. 1 cm hoch mit feinkrümeliger Gartenerde bedeckt.

Das Substrat wird etwas festgetreten oder mit einer Walze angedrückt. Zu zweit macht es mehr Spaß 🙂

Schritt 11

Nun darf es regnen! Und falls nicht, wird nachgeholfen. das Wollvlies saugt sich dabei schön mit Wasser voll und versorgt die Rasensamen gleichmäßig mit Feuchtigkeit.

Jetzt heißt es abwarten. In ca. 7- 10 Tagen werden die ersten Halme zu sehen sein.

Und genauso ist es auch. Nach 8 Tagen sprießen die ersten Halme aus dem Wollvlies.

Wir haben Glück mit dem Wetter. Erst hat es ausgiebig geregnet, dann schien tagelang die Sonne und die Eisheiligen blieben aus. Nach zwei Wochen optimaler Bedingungen sind die Grashalme schon ca. 4 cm hoch.

Was man auf dem Foto auch sieht:

Der vordere Rasenbereich ist nur lückig begrünt. Das liegt daran, dass wir vorne ein anderes Substrat zum Abdecken des Wollvlieses verwendet haben. Im hinteren Bereich ist die torffreie Gartenerde aus dem Gartencenter feinkrümelig. Weil die für die Fläche nicht ganz reichte, haben wir mit ebenfalls torffreiem Substrat eines anderen Herstellers aufgefüllt. Es ist viel grober und mit Rindenstückchen durchsetzt. Das zeigt sich mal wieder, wie wichtig es ist, beim Einkauf auf Qualität zu achten, bzw. den richtigen Einsatzbereich.

Im ersten Jahr braucht der neue Rasen keinen zusätzlichen Dünger! Erstens enthält das Wollvlies welchen für die Startphase. Und wenn sich das Vlies dann allmählich zersetzt, wird Stickstoff freigesetzt, der wie  Schafwolldünger wirkt.

Standardmäßig ist der wollrasen® easygreen®  mit einer Sport- und Spielrasenmischung bestückt. Zum Sortiment gehören auch wollrasen® easygreen®  Trockenrasen und wollrasen® easygreen®  Halbschattenrasen.

Die Heinrich GLAESER Nachf. GmbH aus Ulm handelt bereits seit 1888 mit Textilien aller Art. Heute ist sie im Bereich des Recyclings, der Herstellung und dem Handel von Textilien und Kunststoffen in verschiedenen Geschäftszweigen tätig. Einer davon ist GLAESERgreen, der innovative Produkte für den Garten- und Landschaftsbau entwickelt. Die textilen Begrünungsvliese sind eine nachhaltige Alternative zu den bisher meist verwendeten Kunststoffangeboten. Die dabei verwendeten Fasern stammen aus eigener Produktion.

Nach vier Wochen: Die Halme sind 8 cm hoch und die erste Mahd ist fällig.

Lohnt sich die Rasenanlage mit Wollvlies?

Ich finde das Wollvlies ist wegen der natürlichen Eigenschaften und der biologischen Abbaubarkeit des Materials eine tolle Sache für alle, die sich die Neuanlage des Rasens leicht machen möchten. Das Prinzip funktioniert einwandfrei und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Preis von UVP 44,90 Euro für eine Rolle Wollvlies ist zwar teurer als für das Saatgut der gleichen Fläche, aber günstiger als für fertigen Rollrasen, der etwa das Doppelte kostet und dann auch noch selbst abgeholt werden muss. Bei Lieferung vervierfacht sich der Preis sogar.

Übrigens: Nach demselben Prinzip funktionieren die easygreen® Blumenwiesen von GLAESERgreen, die mir persönlich viel sympathischer sind als die Wollrasen 😉 Aber davon ein andermal mehr …