Ganz schön Feige

Wer jemals in südlichen Gefilden in eine frisch gepflückte Feige gebissen hat, hat fortan nur noch einen Wunsch: ein solches Gewächs auch daheim auf dem Balkon oder im Garten zu pflanzen. Aber würde ein Feigenbaum in unserem rauen Klima überhaupt wachsen?

Die Antwort ist jein 😉 Dagegen spricht, dass Ficus carica, die Echte Feige, wärmeliebend ist und in unseren Breiten allenfalls dort ein Auskommen hat, wo die Winter mild und die Sommer nicht übermäßig regenreich sind. In Weinbauregionen zum Beispiel; im südlichen Bayern stehen die Chancen dagegen eher schlecht – bisher jedenfalls. Von diesem nüchternen Sachverhalt ließen sich die Gärtner der Barockzeit in Mitteleuropa allerdings nicht einschüchtern. Am Weinberg in Potsdam oder am Schloss Versailles wurde jedenfalls schon im 17. Jahrhundert eifrig mit den begehrten Früchten experimentiert.

Eine Frage des Standorts
Künftig wird wohl der Klimawandel dazu beitragen, dass sich das natürliche Verbreitungsgebiet der göttlichen Geschöpfe nach Norden verschiebt. Wir müssten also eigentlich nur noch etwas warten. Aber das wollen wir nicht. Wir wollen frische Feigen jetzt und gleich. Und so abwägig ist der Gedanke auch nicht, zumindest nicht für all die, die einem Feigenbaum einen vor Wind und Regen geschützten Standort bieten können, vor einer warmen Hauswand zum Beispiel. Dort wäre die Pflanzung einen Versuch wert. Auf der ziemlich sicheren Seite ist man dann noch mit der richtigen Sortenwahl. In Deutschland hat inzwischen eine frostharte Sorte Furore gemacht, die passenderweise „Bayernfeige“ heißt. Die scheint doch wie geschaffen für die Region München zu sein.

Fragt man Anton Plattner, den Besitzer der Baumschule Plattner, die diese Feigensorte kreiert hat, dann hat das auch seinen Grund. Er berichtet nämlich, dass er an einem Exemplar im Garten seiner Großmutter schon vor über 20 Jahren beobachtet hat, dass der Feigenbaum die dortigen Winter im Freien erstaunlich gut überstanden hat. Dieser Baum war dann die Grundlage für seine Züchtungsarbeit, die bis ca. -20° C frostharte Bayernfeige ‘Violetta®’. Voraussetzung ist allerdings, dass die Pflanze bei extremer Kälte an einem geschützten Standort steht und mit Vlies geschützt wird. Auch sollten die -20 °C nur wenige Tage anhalten. Die Frosthärte gilt also nur mit Einschränkungen.

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Frische Feigenfrüchte

Es funktioniert
Ein Freund von mir hat vor neun Jahren eine Bayernfeige an seine westexponierte Hauswand gepflanzt und ihr zuvor noch ein wirklich schönes, stabiles Spalier gebaut. Dort hat sie sich inzwischen prächtig entwickelt, ist mittlerweile über
2,50 m hoch und produziert die leckersten Früchte. Das macht doch Mut! Aus diesem Grund habe ich mit meiner Nachbarin Sigrid vor ihre ostexponierte Hauswand ebenfalls jetzt, mitten im November, eine noch junge Bayernfeige gepflanzt. Das war alles andere als feige, sondern im Gegenteil hoffentlich nicht zu mutig, denn Feigen-Jungpflanzen sollte man eigentlich besser im Frühjahr pflanzen, wenn keine Fröste mehr drohen. Aber das ca. 2-jährige Bäumchen (extra in der Baumschule bestellt!) macht einen robusten und vitalen Eindruck und außerdem haben wir es nach dem Einpflanzen gleich mit Tannenreisig vor Kälte geschützt. Wir müssen also die Daumen drücken, dass sie im kommenden Jahr austreibt. Ich werde dann berichten.

Dass Ereignis haben wir in Bildern festgehalten, weil man daran gleich gut erklären kann, wie man ein Obstbäumchen pflanzt.

©CFreiberg

1 Mit einem Spaten wird das Pflanzloch ausgehoben, und zwar etwa doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen des Bäumchens ist.

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2 Dann wird ein Eimer voller Pflanzerde mit ca. 500 Gramm  Bodenaktivator Engelhart´s Baumfit vermischt.

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3 Nun wird der Wurzelballen so  in das Pflanzloch eingesetzt, dass sich seine obere Kante mit der Bodenoberfläche auf einer Höhe befindet.

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4 Das Pflanzloch wird nun mit der vorbereiteten Pflanzerde aufgefüllt und die Erde zum Schluss etwas festgetreten, damit keine Hohlräume im Boden bleiben.

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5 Bevor der Wurzelballen gründlich gewässert wird, kann man noch einen kleinen Gießrand formen.

©CFreiberg

6 Zum Schluss wird das Bäumchen noch mit Tannenreisig vor Kälte geschützt.