Wildobst für kleine Gärten

Wildwachsende Obstgehölze wie Kornelkirsche, Holunder oder Felsenbirne werden im Garten immer beliebter. Nicht nur, weil sie zur Blütezeit im Frühjahr und mit ihrem Herbstlaub einen schönen Anblick bieten, sondern auch wegen der vielen gesunden Früchte. Wer die im Garten hat, braucht kein Superfood mehr zu kaufen.

In diesem Herbst habe ich einige Wildsträucher bei mir im Garten gepflanzt. Ich habe mir nämlich vorgenommen, nach und nach reine Ziergewächse durch Pflanzen mit Nutzen für Vögel und Insekten (und natürlich auch für meine Familie :-)) zu ersetzen. Zwar hab ich mich daran in diesem Fall gar nicht gehalten, denn die Wildsträucher stehen jetzt an einer Stelle, wo vorher Topinambur wuchs. Und der hat ja als Nektarpflanze und Knollengewächs auch viele nützliche Eigenschaften. Aber er hat nur in sehr warmen Jahren wie diesem überhaupt geblüht und sich so ausgebreitet, dass es mir einfach zu viel wurde. Und ganz ehrlich: So viel Topinambur konnten wir gar nicht essen, wie dort in der Erde wuchs. Also hab ich zum Spaten gegriffen und (fast) alle Knollen ausgegraben. Die schmecken jetzt perfekt als Wintergemüse und bleiben im Kühlschrank oder einem kühlen Kellerregal lange frisch.

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Im Spätherbst sind die Schlehenfrüchte reif. Unter Frosteinwirkung werden sie süß und verlieren ihren bitteren Geschmack.

Im ehemaligen Topinambur-Beet wachsen jetzt eine Apfelbeere (Aronia ‘Nero’), eine Kornelkirsche (Cornus mas ‘Jolico’), eine Scheinquitte (Chaenomeles japonica ‘Cido’, eine Sibirische Blaubeere (Lonicera kamtschatka ‘Blue Velvet ®’) und eine Aroma-Felsenbirne (Aronia). Allerdings hab ich extra darauf geachtet, Wildarten zu besorgen, die kleinwüchsig sind und es angeblich auch bleiben. Das Beet ist nämlich nur 3 m lang und 1,5 m breit und in meinem kleinen Reihenhausgarten wäre sonst einfach nicht genug Platz. Ich finde es immer wichtig, Pflanzen zu kaufen, die aus der Region stammen, also gut an das regionale Klima angepasst sind und auch an die Bodenverhältnisse.

In Hallbergmoss gibt es das Bayerische Obstzentrum, das sehr viel Auswahl an Obst- und Wildobstgehölzen hat. Dort habe ich auch die Apfelbeere, die Kornelkirsche und die Aroma-Felsenbirne besorgt. Die Aroma-Felsenbirne ist sogar eine echte Besonderheit mit bis zu 1,5 cm großen Früchten, die habe ich bisher noch nirgendwo sonst gesehen. Beim Bayerischen Obstzentrum läuft dafür ein eigenes Züchtungsprogramm, aus dem fortlaufend neue Sorten entwickelt werden. Ich finde, Felsenbirnen sind ohnehin tolle Sträucher, denn sie sind zu jeder Jahreszeit ein Hingucker. Im Frühjahr mit einer üppigen Obstblüte, dann den Früchten im Sommer und der tollen Herbstfärbung der Blätter. Ein großer Vorteil für mich ist auch, dass sie nicht so groß wird wie die normale Felsenbirne (Amelanchier ovalis). Herr Neumüller vom Bayerischen Obstzentrum empfiehlt, Wildobstarten wie Kornelkirsche, Sanddorn und Aronia als Spindel mit nur einer Mittelachse zu erziehen. Das wirkt sich gut auf die Fruchtqualität aus, und die Gehölze nehmen dann nicht so viel Platz ein. Das werd ich auf jeden Fall ausprobieren.

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Bei dem jungen Kornelkirschenbäumchen sind schon die Blütenknospen für das nächste Frühjahr angelegt.

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Blüte der Scheinquitte (Chenomeles)

Die Scheinquitte und die Sibirische Blaubeere (auch unter dem Namen Maibeere oder Honigbeere bekannt) stammen von der Baumschule Horstmann. Das ist zwar kein regionaler Anbieter, aber mit der Qualität der Pflanzen habe ich gute Erfahrungen gemacht. Die Pflanzen werden so verpackt, dass sie unversehrt ankommen und sie werden schnell – zum Wunschtermin – geliefert. Eine Scheinquitte muss ich noch nachbestellen. Ich hab nicht dran gedacht, dass diese zweihäusig sind und eine Bestäuberpflanze in der Nähe brauchen 😉 Da müssen die anderen Wildobstbäumchen wohl doch noch etwas zusammenrücken.

Wildobst hat viele Vorteil: Es ist anspruchslos, unempfindlich gegen Frost und braucht nicht viel Pflege, weder regelmäßigen Schnitt noch besonderen Dünger. Im Gegenteil kommen Wildarten wie Holunder oder Hasel besonders schön zur Geltung, wenn sie ihren eigenen Wuchscharakter voll entfalten können. Ihre Früchte sind nicht nur lecker, sondern enthalten auch viele gesunde Vitamine, Mineralien und – insbesondere blaue – Antioxidantien. Sie sind daher ein echtes heimisches Superfood.

Das wissen auch die Vögel. Sie sind dankbar, wenn im Spätherbst noch Früchte für sie übrig gelassen wurden. Gerade jetzt, wo die Temperatauren nicht nur nachts unter Null Grad sinken, benötigen sie ausreichend Nahrung, um ihre Energiespeicher gegen die Kälte zu füllen.